Der Triumph Davids
Dieses Bild zeigt den triumphierenden David, der auf der Spitze seines Schwertes den Haupt Goliaths hält, und dabei von jubelnde Frauen empfangen wird. Das Werk stellt das biblisches Sujet nach 1 Samuel 18 dar, indem der junge David sein Land von den Philistern befreit, indem er den Riesen Goliath mit einem Stein aus seiner Steinschleuder tödlich trifft.
Der Triumph Davids
um 1626
Öl auf Leinwand, 161 x 121 cm
Palazzo Reale, Neapel
Allgemeines zum Bild:
Das Bild Der Triumph Davids entstand um 1626 und befindet sich im Palazzo Reale in Neapel. Das Werk ist ausgeführt im Hochformat und ist 161 x 121 cm gross. Klessmann verortet das Werk zu Beginn des zweiten venezianischen Aufenthalts, also unmittelbar nach Liss Rückkehr aus Rom. Er attestiert dem Werk enge Bezüge zu den Werken der römischen Malerfreunde von Liss, die zu den Caravaggio-Nachahmern gehörten.¹ Das Licht, das von der linken oberen Ecke kommt, erfasst zuerst David, mit seinem halbnackten Oberkörper und seinem rechten hoch erhobenen Arm, der den Kopf des Goliath hält. Der Blick des jungen David ist direkt auf den Betrachter gerichtet und in seiner linken Hand hält er Goliaths Schwert senkrecht nach oben, an dem dessen Haupt aufgespießt ist.
Dieser ist kaum zu erkennen, so werden die Gesichtszüge von langen Haaren verdeckt und nur ein Ohr und der Bartansatz sind sichtbar. Davids rechter Arm wirft einen Schatten über dessen Gesicht, wodurch der Maler vermutlich auszudrücken versucht, dass der Sieg nicht nur Davids Verdienst war, sondern nur durch seinen Glauben an Gott möglich wurde. Sein Kopf ist mit einem Blumenkranz gekrönt und sein zum Teil entblößter Oberkörper mit gleichmäßigen Inkarnat spiegelt seine junge, eher nicht athletische Konstitution wieder. Über seiner linken Schulter hängt vermutlich der Umhang des Goliaths, dessen Stoff sehr lang und schwer wirkt.
Details
Vergleichswerke
Provenienz und mögliche Einflüsse auf Liss
Die früheste Erwähnung zu Johann Liss in Verbindung zum Thema David wurde in Venedig im Inventar von Giovan Maria Viscardi entdeckt, die aus dem Jahr 1763 stammt. 1907 wurde das Gemälde mit der Inventarnummer 171 des Palazzo Reale in Neapel, mit dem Titel Davide con la testa di Golia, entdeckt. Allerdings wurde es fälschlicherweise Andrea Vaccaro zugeschrieben. Erst der Forscher des Liss-Oeuvre Steinbart berichtete, dass Sergi Ortalani 1951 die Zuschreibung des Werks von Vaccaro auf Liss änderte.³ Steinbart und Klessmann sind sich in dem Punkt einig, dass Davids Pose – mit dem gehoben rechten Arm – im Werk von Liss sehr Bartolomeo Manfredis Bacchus und ein Trinker ähnelt, das sich in der Galleria Corsini in Rom befindet.⁴
Im Werk von Liss findet Klessmann einen gewissen Hauch von Melancholie. Dies erinnert an Nicolas Régnier, David with the Head of Goliath aus der Galleria Spada in Rom. Bei Régnier ist wiederum die Malweise Caravaggios zu erkennen.⁵
Vergleich mit Federzeichnung aus Karlsruhe
Im Nachtrag aus dem Jahr 1986 erklärt Klessmann zu Johann Liss, dass auf dem amerikanischen Kunstmarkt eine unbekannte Federzeichnung von Johann Liss auftauchte, welche die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe erwarb. Diese Federzeichnung Der Triumph Davids weist enge Bezüge zu seinem Bild aus Neapel auf. Unklar ist, ob es sich dabei um eine alternative Bildkompositionen für das Werk in Neapel handelt oder ein anderes passendes Gemälde zur Zeichnung existierte.⁶ Trotz des gleichen Titels sind große Unterschiede zum Gemälde aus Neapel zu erkennen. In der Zeichnung hat der stehende Protagonist dem Betrachter den Rücken zugewandt und sein Gesicht ist im Profil zu sehen. Mit seinem linken Arm hebt er den Kopf des Goliaths in die Höhe, der den Mittelpunkt des Bildes darstellt. Das Schwert hat er etwas hinter seinem Rücken in der rechten Hand. Da Goliaths Gesicht die Szene bestimmt und David dem Betrachter nicht sofort ins Auge sticht, bekommt David in der Zeichnung eine untergeordnete Bedeutung. Im linken unteren Eck ist ein kleiner Zwerg mit einem Tamburin zu erahnen, der die tanzenden Mädchen begleitet, die den Helden empfangen. Eines der Mädchen spielt selbst Flöte und im Hintergrund ist ein weiterer in die Höhe gestreckter Arm zu erkennen, der ein Hinweis darauf ist, dass es eine grössere Anzahl von Feiernden sind. Trotz einiger übereinstimmender Elemente, wie dem Zwerg, dem Tamburin, den Mädchen und der Pose des David – wenn auch aus einer anderen Richtung dargestellt – greift der Maler im Bild von Neapel zu einer anderen kompositorischen Bildlösung.
Exkurs
David mit dem Kopf des Goliath – ein Selbstbildnis?
2004 wurde aus einer Privatsammlung auf einer Auktion bei Christies in Paris, das Bild David with the Head of Goliath von Johann Liss verkauft. Allerdings existieren keine Literaturquellen, die dieses Bild eindeutig Liss zuschreiben. Klessmann erwähnt nur das Gemälde Der Triumph Davids aus Neapel in seiner Monographie, das Werk aus der Privatsammlung dagegen nicht. Was könnte dafür sprechen, dass es sich bei diesem Werk um ein Selbstbildnis handelt? Nach Klessmann war Liss ein versierter Maler, dessen Malweise und Farbskala von der venezianischen Maltradition und deren Meister, wie Tizian, Tintoretto und Veronese geprägt war. Während seiner Jahre in Rom sammelte er außerdem viel Wissen in Bezug auf die dortige Malerei und die unzähligen römischen Kunstwerken. Und durch seinen Malerfreund Régnier lernte er wichtige Kunst-Mäzenen kennen. ⁷ Die Kenntnisse über den Kunstmarkt der wichtigen Zentren in Europa brachten ihm seine Sicherheit und sein Selbstbewusstsein als Maler. Seine besondere Malweise und Bildfindung wurde geschätzt und auf Basis dieser Fakten könnte das Werk als Selbstbildnis gedeutet werden.
Autorin: Elena Schäfer
Bibliographie
KLESSMANN, Rüdiger: Johann Liss: Ausstellung unter dem Protektorat der Präsidentin des Deutschen Bundestages Frau Annemarie Renger und des International Council of Museums (ICOM); [Augsburg, im Rathaus vom 2. August – 2. November 1975; Johann Liss Exhibition in the Cleveland Museum of Art, 17. Dezember 1975 – 7. März 1976], Augsburg: Pr.-Dr.-und Verl.-GmbH, 1975.
KLESSMANN, Rüdiger, Addenda to Johann Liss, in: The Burlington Magazine Vol. 128, 996.1986.
KLESSMANN, Rüdiger: Johann Liss. Eine Monographie mit kritischem Œuvrekatalog, Doornspijk, 1999.